Aus Freude an Betroffenheit
Als Betroffener sollte man sehr genau prüfen, ob man für einen objektiven Bericht über ein Ereignis wie die Jubilarehrung des VDE Rhein-Ruhr geeignet ist. Eine gute journalistische Gepflogenheit setzt hierfür ausreichende Distanz voraus. Ich bemühe mich um diese Distanz (soweit ich sie als Nicht-Funktionär nicht ohnehin schon habe), gelobe eine kritische Beurteilung, auch wenn sie sich am Ende als rundum positiv erweisen sollte und bestätige, dass ich all das sorgfältig geprüft habe, denn prüfen, sorgfältig sein und überhaupt sich Risiken bewusst sein, gehört den Genen des Elektrotechnikers.
Duo-Jubilarehrung
Nach 1,5-jähriger Pause konnte der Vorstand die pandemisch bedingte Veranstaltungsblockade durchbrechen. Es sei vorweggenommen, dass ihm das von der Einladung über den passgenauen Festvortrag bis zum Schlussakkord bestens gelungen ist, und das bei einer Duo-Veranstaltung für die Jubilare 2020 und 2021.
„Gute Stuben“ wie Saalbau und Parkhaus Hügel bildeten schon immer den Rahmen für die Jubilarehrungen. Mit dem voll besetzten Erich-Brost-Saal hoch oben über Zollverein wurde ein neuer Akzent gesetzt: schaut auf diese Stadt (und ihre weithin sichtbare Umgebung), erfreut Euch an festlich gedeckten Tischen, erlebt die Nachmittagssonne und wie sie sich verfärbt. Soweit der Rahmen.
Gelungenes Format
Zum Inhalt des Nachmittags hatte der Vorstand der größten VDE-Gliederung allen Jubilaren in zweifacher Hinsicht eine förmliche Reverenz erwiesen. Lars Jendernalik versetzte die Jubilare mit denkwürdigen Ereignissen an ihre jeweiligen Eintrittsjahre. Treffender hätte auch ein professioneller Technikhistoriker die Entwicklung der letzten Jahrzehnte in der Elektrotechnik und im Ruhrgebiet kaum schildern können. Zusammen mit seinem Stellvertreter Boris Pateisky überbrachte er zweitens Urkunde und Nadel – dies im wahrsten Sinn des Wortes, denn kein Jubilar musste „nach vorn“ kommen, um sich die Glückwünsche abzuholen, sie wurden ihm bzw. ihr an den Tisch gebracht, und fast immer gab es nicht nur warme, sondern persönliche Worte über das Wirken der Jubilare wie auch gelegentlich von den Jubilaren. Bei aller gelegentlich erlebten beruflichen Konkurrenz - hierbei standen die Zusammenarbeit bei Projekten, die gemeinsame Lösung von Problemen und der kollegiale berufliche Respekt im Vordergrund. Die Ehrungen haben Vorsitzender und Stellvertreter im Wechsel gemeistert. Es sei zugleich als Akzent für funktionierende Teamarbeit im Vorstand gewertet.
Beeindruckender Festvortrag
Den weiteren inhaltlichen Schwerpunkt hatte der Vorstand mit dem Festvortrag gesetzt:
„Künstliches Sehen, Hören und Fühlen – Chancen und Grenzen medizinischer Implantate“.
Wer von Prof. Dr.-Ing. Karsten Seidl einen schwer nachvollziehbaren Detailvortag erwartet hatte, wurde enttäuscht, aber belohnt mit einem Referenten, der passgenau und verständlich ein höchst komplexes Thema sozusagen hautnah übermitteln konnte. Auch gestandene „Starkstromer“ hatten ihre Freude daran zu sehen und zu hören, welch vielfältigen Nutzen die Mikroelektronik in der Medizin schon heute bietet und woran zur Zeit weltweit gearbeitet wird. Und dies aus dem Munde eines Experten, dessen Lebenslauf so ganz dem ingenieurwissenschaftlichen Ideal entspricht: Universität, Industrie- Auslandserfahrung, Geschäftsfeldleitung Fraunhofer-Institut an der Uni Duisburg-Essen. Wie so oft in der Technik ist gerade die Medizintechnik auf Durchlässigkeit unterschiedlicher Disziplinen angewiesen. Kleiner und komplexer bei hoher Sicherheit und Nutzen – das sind die Leitplanken der künftigen Entwicklung bei Prävention, Diagnose- und Therapieverfahren, mit einer verstärkten Personalisierung und stets im Hinblick auf „Bezahlbarkeit“.
Der Vorstand hatte in seiner Einladung erwähnt, dass er mit der Jubilarehrung „Dank und Anerkennung für Ihr Engagement … aussprechen möchte“ und auch zum gemeinsamen Abendessen eingeladen.
Mit diesem kleinen Beitrag sei umgekehrt im Namen der Jubilare ein aufrichtiger Dank an den Vorstand und an alle ehrenamtlich engagierten Mitglieder ausgesprochen, nicht nur für diese Jubilarfeier, sondern für das ständige Bemühen, den VDE Rhein-Ruhr mit Leben zu füllen. Bleiben Sie dran, wir bleiben drin.
Eberhard Wühle